Wenn es so etwas wie eine nationale Identität gibt (und natürlich gibt es sie, im Guten wie im Schlechten), dann haben "wir Deutschen" heute allen Grund, stolz zu sein, uns zumindest zu freuen, dass Günter Grass so hoch ausgezeichnet worden ist. Und wenn es stimmt, dass nationale Identität neben der Geschichte vor allem durch Sprache und Dichtung gestiftet wird, dann haben wir einen doppelten Grund, Günter Grass zu beglückwünschen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 30.09.1999
Angesichts der Hundertschaften Klavier spielender Japanerinnen, die regelmäßig Preise bei internationalen Wettbewerben abräumen und anschließend sofort wieder in der Versenkung verschwinden, ist der Erfolg von Mitsuko Uchida doppelt bemerkenswert: Seit etwa fünfzehn Jahren gehört sie zu der kleinen Gruppe von Pianisten, deren Persönlichkeit sich bei einem großen Publikum als etwas Besonderes eingeprägt hat. Nicht nur durch ihr kristallines, linienbetontes Klavierspiel, sondern auch durch ihr so ganz unjapanisch wirkendes impulsives Temperament, das in Musikfilmen und Talkshows immer wieder fesselt: Erst barfuß mit chaotisch verwirbeltem schwarzen Haarschopf am Klavier, dann im Gespräch mit weit ausholenden Gesten, voller Emphase und ansteckender Begeisterungsfähigkeit von der Größe Mozarts, Schuberts und Debussys schwärmend.
"Ladies and Gentleman. Weee giiive yoouu Rockers Hiiifiiiii.
"Zeit, was willst du? / Wo kommst du her?
Lebensecht zu wirken in äußerster Verfremdung, das macht den Reiz der japanischen Bunraku-Puppen aus. Sie sind bis zu 1,50 Meter groß, haben merkwürdig kleine Köpfe und sind prächtig eingekleidet.
John Travolta setzt sich hin und schiebt die linke Hand in seine schwarze Unterhose, sein Blick wirkt träumerisch entrückt. Um ihn herum stehen kichernde Frauen und schweigsame Männer und schauen auf ihn herab.
"Der Augenblick zu danken ist nun auch für mich gekommen, ein ersehnter Augenblick, ich brauche es nicht zu sagen." Er sagte es denn doch, Thomas Mann, 1929 vor der Stockholmer Nobelpreis-Akademie.
1901: Theodor MommsenDer Historiker (1817-1903) war der zweite Literatur-Nobelpreisträger überhaupt. Sein Hauptwerk ist die "Römische Geschichte" in fünf Bänden.