So also muss man sich einen Berliner Starreporter vorstellen: fett, schwitzend, unrasiert, immer eine Kippe im Mund und einen zynischen Spruch auf den Lippen. Seine Interviewpartner beleidigt er erst und vergisst dann, seine Fragen zu stellen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 29.09.1999
Eine ganze Anzahl von Veteranen des West-Berliner Kunstlebens hatten sich am Dienstagabend in den Räumen des Neuen Berliner Kunstvereins (NBK) eingefunden, um Lucie Schauer zu lauschen. Die frühere langjährige Direktorin des NBK stellte ihr Buch über die "Kunstlandschaft Berlin von 1945 bis heute" vor, Haupttitel: "Ende und Wende".
Willkommen im Gruselkabinett. Windharfen wimmern, singende Sägen kreischen, dumpf dröhnt ein Gong und hinten klappern Stäbe, Stöcke, vielleicht Knochen.
Das ist die Berliner Luft, Luft, Luftnummer: Kultursenator Peter Radunski hat gestern mal wieder die bevorstehende Wiedereröffnung des Metropol-Theaters angekündigt. Es war das 17.
Gerade mal 22 Jahre war der Schriftsteller Thomas Strittmatter, als er mit seinem ersten Theaterstück aus der süddeutschen Heimat einen Treffer landete. "Viehjud Levi" war lakonisch, poetisch und inszenierte heimatliches NS-Unrecht.
Wer wünschte seinen Kindern nicht so eine Welt: kunterbunt, als hätte der liebe Gott sie mit einem XXL-Kasten Wachsmalstifte auskoloriert, und bevölkert von herzensguten Zwei- und Vierbeinern. Selbst die beiden Bösewichter, die es eben geben muss, damit in "Tobias Totz und sein Löwe" überhaupt etwas passiert, sind in ihrer Trotteligkeit eher Mitleid als Furcht erregend und werden vermutlich mit einem blauen Auge davonkommen - und sei es nur, um für eine Fortsetzung zur Verfügung zu stehen.
Diese beiden Gentleman-Banditen gab es wirklich. James MacLeane, Sohn eines schottischen Geistlichen, war ein vergnügungssüchtiger Abenteurer, der erst das hinterlassene Vermögen seines Vaters, dann die Mitgift seiner Frau durchbrachte und zusammen mit dem ehemaligen Apotheker Plunkett seinen verschwenderischen Lebenswandel mit Überfällen in der Umgebung von London finanzierte.
Ein Heft aus der Reihe des Jaron-Verlags "Berlin aktuell" unternimmt den Versuch, die Geschichte der Mauer darzustellen und auf Spurensuche zu gehen. Durch schnörkellose Beschreibung gelingt es, das Wesentlichste auf 31 Seiten zusammenzufassen: Mauerbau, System der Grenzanlagen, Passierscheinregelungen, Mauerfall.
Kindergerecht, aber nicht anbiedernd, und seriös, aber nie langweilig, setzt der Nicolai-Verlag mit einem unterhaltsamen Stadtführer seine schöne Reihe "Berlin für Kinder" fort. Spielerisch wird von Höhepunkt zu Höhepunkt durch die unübersichtliche Stadt geleitet.
Hilmar Hoffmanns Erinnerungen sind eine perfekte Anleitung für erfolgreiche Kulturpolitik. Angefangen von seiner Tätigkeit als Organisator der Oberhausener Filmtage über die Leitung einer Volkshochschule, die ungemein nachhaltige Tätigkeit als Frankfurter Kulturdezernent und die Arbeit als Vorsitzender der "Stiftung Lesen", hat Hoffmann als Präsident des Goethe-Instituts schließlich die Vollendung seiner glänzenden Laufbahn erreicht.
Anfang des Jahres räumte eine viel beachtete Ausstellung im Kreismuseum von Luckenwalde mit jahrzehntelangen Legenden und Halbwahrheiten auf. Sie rankten sich um eines der größten Kriegsgefangenlager auf deutschem Boden zwischen 1939 und 1945, am Rande der 50 Kilometer südlich Berlins gelegenen Kleinstadt.