zum Hauptinhalt

Als er aus seinem literaturlosen Leben erwachte, dämmerte das Land, dessen Müdigkeit ihm schon als Kind in die Knochen gefahren war, gerade seinen letzten Atemzügen entgegen. Erst „mit 21 Jahren, während meiner Zeit beim Militär, begann ich zu lesen“, hat Lutz Seiler, 1963 im thüringischen Gera geboren, erklärt.

Von Gregor Dotzauer

Selten waren die ostdeutschen Kinos zur alljährlichen „Woche des sowjetischen Films“ so dicht gefüllt wie in der kurzen hoffnungsvollen Zeit von Glasnost und Perestroika. In stickigen Sälen, manchmal stehend oder auf dem Boden hockend, ließ man sich bereitwillig in den Bildersog hineinziehen: in Andrej Tarkowskis endzeitlichen Film „Stalker“, in Aleksandr Askoldows einfühlsames Porträt einer Mutter werdenden „Kommissarin“ oder in Rolan Bukows bedrückende Geschichte um das Mädchen Lena, das von seinen Mitschülern als „Vogelscheuche“ (Foto) gequält und verstoßen wird.

Diese Inszenierung versteht sich als „Trainingsprogramm für Empathie und WeltbürgerInnenschaft, für Fernstenliebe und Solidarität“. Sie ist also eine politische Kampagne – und doch zugleich eine Kunst-Veranstaltung.

Auch wer kein eingefleischter The-Clash-Fan ist, sollte sich Julien Temples temporeiche und grandios montierte Dokumentation über das viel zu kurze Leben von Bandleader Joe Strummer unbedingt ansehen. Hier bekommt einer eine Hommage, der es wirklich auch mal verdient hat.

Eugene Atget

Der Fotograf Eugène Atget porträtiert Paris mit geheimnisvoll wirkenden Bildern. Im Berliner Martin Gropius-Bau ist eine Retrospektive über sein unvergleichliches Werk zu sehen.

Von Christiane Meixner

Wenn die deutsch-schweizerische Band Sepiasonic zur Nachtmusik einlädt, erwartet uns ein Genre-Grenzen sprengendes Programm. Klassik, Jazz und Pop verschmelzen zum kammermusikalischen Gesamtkunstwerk.

Mit Opernhits und leckerem Essen hat „Pasta Opera“ schon am Jahresanfang den wunderbaren Spiegelsaal in Clärchens Ballhaus zum Quietschen gebracht. Und jetzt hat sich Konzeptionskünstlerin Julia Regehr eine weitere Sing- und Verzehrshow einfallen lassen, die alternierend mit „Pasta Opera“ zu sehen ist: „Criminal Royal“ heißt das mörderische Operndinner.

Von Gunda Bartels

Wenn es schon unbedingt wieder ein Film mit sprechenden Tieren sein muss, mag man sich beim Animationsstudio Pixar („Findet Nemo“) gedacht haben, dann sollen es nicht Pinguine sein oder anderes niedliches Getier, sondern das Abscheulichste von allen: eine Ratte. Eine ganz besondere Ratte allerdings, denn Remy verfügt über einen hoch entwickelten Geschmackssinn.

Von Sebastian Handke

Der große Philosoph Klaus Wowereit hat die Erkenntnis verbreitet, ökonomische Armut führe zu kultureller Armut. Dass er zugleich erklärt, arme Menschen könnten oft nicht mit Geld umgehen und kauften sich zu teures Spielzeug – geschenkt, das wissen wir und das gilt ja auch für diejenigen, die arme Städte regieren.

Von Lorenz Maroldt

Die Schaubühne zeigt das Kriegsstück „Tommy“, indem Abenteurer in den Krieg ziehen. Schauplatz ist das ehemalige Jugoslawien. Die Inszenierung könnte als Hörspiel durchgehen.

Von Patrick Wildermann

Als Rufus Wainwright 2006 in Berlin Quartier bezog, um sich für eine neue Platte inspirieren zu lassen (und bei seinem damaligen Lover zu wohnen), wollte er „Lederhosen tragen und sich barocke Gebäude ansehen.“ Allerdings würde man die Intelligenz der vorzugsweise in New York residierenden schwulen Pop-Ikone beleidigen, wollte man ihm unterstellen, Berlin mit München zu verwechseln.

„Menschen – Orte – Fäuste“ heißt ein Fotobuch, das sie in den siebziger Jahren zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Schriftsteller Wolf Wondratschek, gemacht hat. Wo immer sich die 1944 geborene Fotografin Roswitha Hecke aufhält, spürt sie mit der Kamera den zarten und den harten Seiten des Lebens nach.

Von Michael Zajonz
Breaking the Waves

Im Reigen der Kinofilme, die auf Theaterbühnen nachgespielt werden, hat sich nun auch „Breaking the Waves“ eingereiht. Leider nicht zum Vorteil. Das Maxim-Gorki-Theater verzwergt den Film.

Von Andreas Schäfer

In der baufälligen Berliner Mietskaserne, dem Schauplatz von Gerhart Hauptmanns 1910 geschriebenem Stück „Die Ratten“, sind Armut, Laster und dumpfe deutschnationale Gesinnung zu Hause. Der ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter hat auf seinem Dachboden einen Theaterfundus eingerichtet und gibt Schauspielunterricht.

Von Sandra Luzina