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Ja, das gab es einmal - einen musikalischen Streit, in dem der König, Madame Pompadour, Marie Antoinette und alle Salons der Hauptstadt Partei ergriffen. Die Anhänger der französischen Oper scharten sich um Jean-Philippe Rameau, die Anhänger der italienischen opera buffa um den heute vergessenen Vielschreiber Niccolò Puccinni und die Anhänger des neuen, in Wien gepflegten Klassizismus um Christoph Willibald Gluck.

Weil eine Jugendstadträtin um 415 Mark ärmer ist, ist das Land Berlin um gut 30 000 Mark reicher und hat eine Bewohnerin weniger. So oder so ähnlich lässt sich die Posse zusammenfassen, die sich in der vergangenen Woche weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit zugetragen hat: Die Lichtenberger PDS-Jugendstadträtin Stefanie Schulze griff in die eigene Tasche und kaufte eine illegal eingereiste Bulgarin aus der Frauenvollzugsanstalt frei.

Boris Jelzin ist immer wieder für Überraschungen gut: Am vorigen Sonnabend wurde der russische Staatspräsident angeblich "unerwartet" wegen Grippe und hohem Fieber ins Moskauer Regierungskrankenhaus eingeliefert, am Montag früh ebenso unerwartet auf seinen Landsitz "Gorki-9" entlassen, um angeblich dort das Bett zu hüten. Doch das ist nicht die einzige Ungereimtheit in der neuesten Episode der Krankheitsgeschichte Jelzins, die eine unendliche ist.

Von Elke Windisch

Die Enttäuschung über das verpasste Mandat ist groß, aber Nadia Rouhani versucht sich damit zu trösten, dass sie mit 1901 Erststimmen beziehungsweise 8,7 Prozent im Charlottenburger Wahlkreis 4 wenigstens "das beste Einzelbewerberergebnis der Nachkriegszeit" geschafft hat. Die 36-jährige ehemalige Fernsehjournalistin war als parteilose Direktkandidatin für das Abgeordnetenhaus angetreten - und hatte sich gute Chancen ausgerechnet, obwohl es bundesweit noch nie einen vergleichbaren Erfolg gab.

Von Cay Dobberke

In Berlin sind im vergangenen Jahr 82 rechtsextremistische Gewalttaten registriert worden. Mit 16 Übergriffen habe Lichtenberg unter den Berliner Bezirken an der Spitze gelegen, teilte Innensenator Eckart Werthebach (CDU) auf eine Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus am Montag mit.

In einem holländischen Bauernhaus aus dem Jahre 1783, das als Fremdkörper mitten in Brooklyns florierendem multi-ethnischen Stadtteil Flatbush erhalten geblieben ist, saßen Kinder aus sechzehn Nationen und lauschten hingerissen einer Erzählerin, die ihnen die Geschichte ihrer Hauptstraße erzählte. Zur selben Zeit hielt Jaye Zimet auf der anderen Seite des East River in Manhattans Schwulen-und-Lesben-Buchladen "A Different Light" einen Vortrag über die lesbische pulp fiction der vierziger und fünfziger Jahre.

Am Mittwoch kommt der New Yorker Schriftsteller Tom Wolfe nach Berlin, um sein neues Buch "Ein ganzer Kerl" vorzustellen. Der 1931 geborene Autor, dessen berühmtestes Werk "Fegefeuer der Eitelkeiten" mit Tom Hanks verfilmt wurde, ist um 17 Uhr im Kulturkaufhaus Dussmann in Mitte zu einer Signierstunde anwesend.

Albaniens früherer Ministerpräsident Fatos Nano hat seinen Nachfolger Pandeli Majko vom Vorsitz der Sozialistischen Partei verdrängt. Auf dem dritten Parteitag der Sozialisten in Tirana stimmten am Montag 295 Delegierte für Nano, 260 für Majko.

In Western ist die Situation bekannt: Eine Postkutsche auf einsamer Straße, plötzlich versperren umgestürzte Bäume den Weg, und finstere Gestalten halten den Reisenden großkalibrige Waffen unter die Nase. In Deutschland ist derartiges Raubrittertum nicht mehr üblich, auch schon vor 60 Jahren nicht mehr, aber einen brauchbaren Filmstoff gab es doch ab: "Autobanditen (Im Namen des Volkes)", gedreht 1939.

Israel hat für den Fall einer Beteiligung der FPÖ des Rechtspopulisten Haider an der Koalition in Wien seine Warnung vor diplomatischen Konsequenzen bekräftigt. Außenminister Levi betonte dies gegenüber seinem österreichischen Kollegen Schüssel am Rande des EU-Ministerrates am Montag in Luxemburg.

Nach der herben Kritik am Angebot für die NS-Zwangsarbeiter will die Bundesregierung noch einmal mit der deutschen Wirtschaft verhandeln. Vor der nächsten Runde mit den Opferverbänden Mitte November sollten Vorgespräche stattfinden, um "die Hauptgespräche zum Erfolg zu führen", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Bela Anda am Montag in Berlin.

Der Elektronik-Konzern Philips präsentiert "intelligente Küchenschürzen" und "Gefühlscontainer" - der multimediale Alltag von morgen?Andreas Oswald Er schläft schon, sie liegt wach und betrachtet einen Film, der über ihr auf die Decke des Schlafzimmers projiziert wird.

Von Andreas Oswald

Cheftrainer Rainer Hanschke und die deutschen Kunstturner waren nicht zu beneiden: Da saßen sie auf den grün gepolsterten Klappstühlen im Tianjin Gymnasium und mussten tatenlos mit ansehen, wie ihnen die grauen Herren aus Weißrussland Stück für Stück ihrer Hoffnungen stahlen. Bei der Turn-WM im chinesischen Tianjin war schon nach dem achten von neun Durchgängen der Mannschafts-Qualifikation klar, dass das Finale der besten sechs Riegen ohne deutsche Beteiligung stattfinden würde.

Deutsche Sportverbände ohne große internationale Erfolge müssen immer mehr um ihre überlebenswichtige Förderung aus dem Topf des Bundesinnenministeriums fürchten. Nachdem einige Sportarten vor drei Jahren durch das Förderkonzept 2000 des Deutschen Sportbundes (DSB) bereits ein maximales Minus von bis zu 30 Prozent hinnehmen mussten, könnten sie im Zuge der Sparwelle des Bundes nun ganz durch das Sieb fallen.

"Mit gutem Gewissen Steuern sparen - durch Investitionen in saubere Energiewerke", hatte die Hanseatische AG (HAG) versprochen und mit 100 Prozent Verlustzuweisung sowie Renditen von bis zu zehn Prozent geworben. Mit diesen am Ende leeren Versprechungen sammelte die HAG bis 1997 rund eine halbe Milliarde Mark in Form typisch stiller Beteiligungen, das heißt ohne Verlustbeteiligung, und als atypische stille Beteiligungen mit Verlustbeteiligung, ein.

Gibt es ein Leben nach dem Studium? Die Hochschulteams der Berliner Arbeitsämter haben ein Veranstaltungsverzeichnis "Studium und Beruf" für das kommende Wintersemester zusammengestellt, in dem sich Seminare und Workshops für Studierende aller Fachrichtungen finden.

Nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Adolf Müller-Hellmann, ist die rot-grüne Koalition auf dem Weg, zum "Totengräber des Nahverkehrs" zu werden. Wenn die Bundesregierung ihre Pläne zur Ökosteuer umsetze, werde das Bahn-und Busangebot am Ende der Legislaturperiode schlechter sein als unter der CDU/FDP-Vorgänger-Regierung, sagte Müller-Hellmann dem Tagesspiegel.

Von Klaus Kurpjuweit

Zum angekündigten Rücktritt Peter Radunskis vom Amt des Kultursenators äußerten sich Vertreter der Berliner Kulturlandschaft nur sehr zögerlich.Christoph Stölzl, noch Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums Berlin:"Ich bin verblüfft und bedauere den Rücktritt sehr.

Der Absturz der Berliner SPD in der Wählergunst wird vor allem durch ein Phänomen illustriert: Zum ersten Mal ist es der Partei nicht gelungen, auch nur in einem einzigen Wahlkreis die Mehrheit zu gewinnen. Besonders augenfällig wird diese Entwicklung im Kontrast zum Triumph, den die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl im letzten Jahr erzielten, denn damals eroberten sie sämtliche Wahlkreise der Stadt, auch jene, die als quasi uneinnehmbare christdemokratische Erbhöfe galten.

Von Bernd Matthies
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