Eine Fliege löst das Unheil aus - jedenfalls im Film "Brazil", einer bitterbösen Persiflage auf den totalen Überwachungsstaat. Die Fliege gerät in einen Fernschreiber, ein Buchstabe eines Namens wird falsch getippt - und die totale Fahndung nach einem Unschuldigen ausgelöst.
Alle Tagesspiegel-Artikel vom 15.09.1999
Ein 36-jähriger Mann aus Bosnien ist wegen versuchten Totschlags an seiner Ex-Geliebten zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Mann hatte der Frau sechs Mal ein Messer in den Leib gerammt und sie lebensgefährlich verletzt.
Vier Menschen wurden gestern in der Bundesdruckerei durch austretendes Ammoniak leicht verletzt; zwei von ihnen mussten mit Vergiftungsverdacht ins Krankenhaus. Gegen 14.
Mit einem Wildschwein stieß in der Nacht zum Mittwoch ein 27-jähriger Motorradfahrer zusammen. Dabei wurden er und seine 21-jährige Sozia aus Prenzlauer Berg verletzt.
Der bündnisgrüne Abgeordnete Wolfgang Wieland hat den Leiter des Berliner Verfassungsschutzes, Eduard Vermander, angezeigt. Wieland, der auch Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zu den Ereignissen rund um die Erstürmung des israelischen Generalkonsulats ist, wirft Vermander Urkundenunterdrückung und Verwahrungsbruch vor.
Die Kirchenlamitzer Winterling AG steht vor einem Scherbenhaufen. Wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit hat der fränkische Porzellanhersteller beim Amtsgericht Hof am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt.
Das Trio erscheint in Temperament und Politikstil so heterogen, so widersprüchlich, dass eigentlich gar nichts oder nur wenig zusammenzupassen scheint. Aber der Erfolg hat es zusammengeführt, vielleicht sogar zusammengeschmiedet.
Berlin ist ein herausragender Standort der Wissenschaften, in den Medien werden aber ganz andere Städte als Wissenschaftzentren genannt: München, Frankfurt am Main, Hamburg. Auch unter Führungskräften der deutschen Wirtschaft hat sich der Aufschwung in der Wissenschaft in Berlin noch nicht genügend herumgesprochen.
Anfang Juni erregte ein Skandal um dioxinhaltige Hühner und Eier die Verbraucher. Viele fürchteten um ihre Gesundheit.
Kultur: Florian Profitlichs streng versachlichter Blick auf den verführerischen Glanz des Imperialen
Einmal mehr wird für Berlin der Beginn eines neuen Zeitalters beschworen. In seinem Vorwort zu Florian Profitlichs Fotoband "Berlin Bilder" attestiert der israelische Journalist Eran Tiefenbrunn der Stadt "einen Rhythmus und ein Tempo, das die Bonner Republik nicht gekannt hat".
Mit dem Erlös aus dem Börsengang Mitte Oktober will die Siemens-Bauelemente-Tochter Epcos Schulden abbauen und ein steiles Wachstum finanzieren. "In unserem zyklischen Geschäft haben wir einen enormen Kapitalbedarf", sagte Epcos-Vorstand Gerhard Pegam in Lissabon.
Die Aktionäre der italienischen Telekommunikationsgesellschaft Wind haben den Ausschluss der beiden Mitglieder der Deutschen Telekom aus dem Aufsichtsrat des Konsortiums beschlossen. Wind ist ein Joint Venture des italienischen Stromanbieters Enel, der Deutschen Telekom und der France Télécom.
Die SPD-Grundwertekommisson warnt in ihrem Papier mit dem Titel "Dritte Wege - Neue Mitte" vor einer Ausrichtung der Partei auf einen radikalen marktwirtschaftlichen Kurs. Die SPD müsse an ihrer Forderung nach sozialer Gerechtigkeit festhalten, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgelegten Papier des Parteigremiums.
Der FDP-Partei- und Fraktionschef Wolfgang Gerhardt will auch nach der absehbaren weiteren Wahlniederlage in Sachsen seine Ämter nicht zur Verfügung stellen. Gerhardt sagte am Dienstagabend in der FDP-Bundestagsfraktion, er habe sich nach Gesprächen mit einigen Freunden zum Weitermachen entschlossen.
Vom vielbelächelten Kosmetikspiegel über dem Fahrersitz will Ford-Produktexperte Christoph Sieder nichts wissen. Frauenspezifische Anforderungen an Autos hätten mit diesem Utensil kaum mehr etwas zu tun.
Nach dem Wahldebakel der Thüringer SPD deutet sich ein Machtkampf um den Fraktionsvorsitz an. Nachdem SPD-Chef und Spitzenkandidat Richard Dewes seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt hatte, kündigte am Mittwoch der bisherige Wissenschaftsminister Gerd Schuchardt in Erfurt an, ebenfalls kandidieren zu wollen.
Wer sich ernsthaft krank fühlt, geht zum Arzt. Der untersucht und befragt, verschreibt gegebenenfalls ein Medikament und gibt genaue Anweisungen zu dessen Einnahme.
Sie sind jung, sie verachten ideologische Muster und sie sind ehrgeizig. Einen wichtigen Regierungsposten haben die "Youngsters" aus der SPD-Bundestagsfraktion schon erobert.
Die Übernahme von Bankers Trust (BT) hat die im Asset Management - der Verwaltung von Vermögen institutioneller und privater Anleger - weltweit deutlich nach vorne gebracht. Um rund 300 Milliarden Euro hat sich dadurch das verwaltete Vermögen erhöht.
Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat den Entzug des Professorentitels für Hans Schwerte bestätigt, der jahrzehntelang seine Tätigkeit als SS-Hauptsturmführer und seine Zugehörigkeit zum "Persönlichen Stab" von Reichsführer-SS Heinrich Himmler verschwiegen hatte. Der 89-Jährige Literaturwissenschaftler hatte nach 1945 ein zweites Mal als Hans-Ernst Schneider in Germanistik promoviert und sogar seine Frau unter neuem Namen nochmals geheiratet.
Wenn Geschäftsmann Peter Barg morgens in Wilmersdorf ins Auto steigt, freut er sich jedes Mal auf die Ankunft in Oberschöneweide. Dort holt er dann als Erstes ganz tief Luft und genießt den Ausblick: auf sandfarbene, denkmalgeschützte Industriebauten und das Ufer der Spree, das er besonders idyllisch findet.
Die Deutsche Lufthansa erweitert ihr Trainingszentrum für Piloten am Flughafen Berlin-Schönefeld. In Anwesenheit des kanadischen Industrieministers John Manley wurde am Mittwoch der Kaufvertrag für zwei neue Flugsimulatoren unterzeichnet.
Mecklenburg-Vorpommerns CDU hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Schuld am Streit der neuen Länder um die Verteilung der millionenschweren EU-Förderung vom kommenden Jahr an gegeben. Schröder habe sich auf dem EU-Gipfel im März in Berlin auf einen neuen Verteilungsschlüssel eingelassen, der Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg benachteilige, sagte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Eckhardt Rehberg, am Mittwoch in Schwerin.
Eine Kindheit kurz hinter Kiel? Entsetzlich.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat von den Autoherstellern eine deutliche Spritverbrauchssenkung für alle Fahrzeuge gefordert. In Bonn kritisierte der VCD, anstatt sich weltweit mit verbrauchssenkender Technik und ökologischen Fahrzeug-Konzepten zu profilieren, "protzen deutsche Autobauer wie gehabt mit PS-Wahn und Luxus".
Im Streit um den Atomausstieg hat der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstags (DIHT), Stihl, ein neues Argument gegen das vorzeitige Abschalten in die Diskussion geworfen: den Preiswettbewerb nach der Liberalisierung der Strommärkte. Viele Atomkraftwerke seien steuerlich abgeschrieben und erzeugten nun Strom zu konkurrenzlos niedrigen Preisen, sagte Stihl am Mittwoch in Bonn.
"Auffallen um jeden Preis" haben sich die rund 1200 Ausstellern auf die Fahne geschrieben. Mit kessen Werbesprüchen und bunten Shows, mit viel Licht, Feuer oder Wasser, Tanz und Musik locken die Autobauer die Besucher an ihre Stände.
Und wenn die große ästhetische Selbstkasteiung der Neunziger Jahre, der dänische DOGMA-Film, nicht viel mehr erbracht hätte als Thomas Vinterbergs Das Fest (und es spricht leider einiges dafür) - schon allein deshalb hätte sie sich gelohnt. Denn Vinterbergs scheinbar schlichter Film ist ein Gang in die Pathologie, die düster-wahre Operation am toten Körper namens Familie, dessen Schichten Arbeitsschritt für Arbeitsschritt freigelegt werden bis ins Innerste tiefster Verstörung, tiefster Zerstörung.
Die Geschäfte bei DaimlerChrysler laufen in diesem Jahr so gut, dass die bislang gültigen Prognosen nach oben korrigiert werden. Nach Angaben der beiden Vorstandschefs Bob Eaton und Jürgen Schrempp wird der Konzern 1999 nicht nur 140, sondern sogar 146 Milliarden Euro umsetzen.
Privat Krankenversicherte müssen im Zuge der Gesundheitsreform angeblich demnächst höhere Beiträge bezahlen. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) wolle die Privatkassen verpflichten, einen "Alterszuschlag" von zehn Prozent auf den Krankenversicherungsbeitrag zu erheben, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch.
Mehr Geld für die Beseitigung der Stauschwerpunkte auf den Autobahnen haben der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Automobilclub ADAC von der Bundesregierung gefordert. Die knappen Mittel im Bundeshaushalt seien das Haupthindernis für einen bedarfsgerechten Ausbau der Autobahnen, betonten VDA-Präsident Bernd Gottschalk und ADAC-Vizepräsident Erhard Oehm am Mittwoch.
Nach einem Treffen mehrerer deutscher Bischöfe mit dem Papst steht ein Kraftakt in der katholischen Kirche um die Schwangeren-Beratung bevor. Bei dem mehrstündigen Gespräch am Mittwoch im italienischen Castel Gandolfo sollten die Weichen gestellt werden, ob die katholische Kirche im staatlichen Beratungssystem bleiben kann oder ausscheiden muss.
In den Alpen und Nordamerika schmelzen die Gletscher. Nur eine geringe Erwärmung der Durchschnittstemperatur um 0,6 Grad ist die Ursache.
Zahlen: Die Universität Münster gehört mit 45 199 Studenten im Wintersemester 1998 / 99 zu den größten Hochschulen in Deutschland. Trotz dieser Zahl ist der Anteil an Ausländern relativ gering: Es sind nur 3117 ausländische Studierende immatrikuliert.
Der Automobilzulieferer ZF hat seinen Umsatz in den ersten acht Monaten des Jahres um 13 Prozent auf 6,7 Milliarden Mark (3,4 Milliarden Euro) gesteigert. ZF sei deshalb optimistisch, den Vorjahresumsatz von zehn Milliarden Mark trotz der Ausgliederung der Lenkungstechnik auch 1999 erreichen zu können, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Bleyer am Mittwoch in Frankfurt.
Frühestens Anfang kommenden Jahres rechnet die Bundesregierung mit der Rückgabe der durch die USA in den letzten Tagen der DDR abtransportierten Stasi-Dateien. Wie eine Sprecherin der Bundesregierung am Mittwoch in Berlin bestätigte, sollen die Dateien dann dem Bundesinnenministerium übergeben werden.
Der französische Genremaler galt als Vorläufer des Sozialistischen RealismusJörg von Uthmann Wenn die Franzosen vom 18. Jahrhundert sprechen, dann nennen sie es gern "das galante Zeitalter".
Auch nach dem Todesurteil gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan werden Kurden in der Türkei nach Ansicht deutscher Richter nicht als Volksgruppe verfolgt. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster befand, Kurden seien weiterhin "in keinem Landesteil der Türkei" einer politischen Verfolgung allein wegen ihrer Volkszugehörigkeit ausgesetzt.
Die Leiden der Bundesregierung nehmen kein Ende. Erst laufen Sozialdemokraten und Bündnisgrünen die Wähler weg.
Wenn Johann Kresnik inszeniert, warten alle auf den Skandal. Manchmal - wie bei seinem Burgtheaterspektakel "Wiener Blut" - wird der mehr herbeigeredet und -geschrieben.
Nach der Trauerfeier für Ignatz Bubis hat das Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, der Bundesregierung vorgeworfen, die Nazi-Vergangenheit zu verdrängen. Zugleich beklagte er Antisemitismus in den Reihen der Politik.
Schlechtes Zeugnis für die Innovationspolitik deutscher Unternehmen: Wie die gemeinnützige Stiftung Innovation am Mittwoch in Bochum mitteilte, ergäben sich die Ideen für Innovationen oft zufällig, würden nach situativen Kriterien bewertet und nicht konsequent weiterverfolgt. Häufig werde Innovation immer noch als Thema einer Abteilung und nicht als unternehmensweite Aufgabe verstanden.
Zehn Jahre nach der Wende wünscht sich jeder fünfte Westdeutsche laut einer Umfrage die Mauer zurück. Im Osten wollen 14 Prozent die Mauer am liebsten wiederhaben, wie der "Stern" in seiner neuen Ausgabe berichtet.
War das ganze Ballyhoo nur eine große Selbsttäuschung? Haben wir uns ohne Grund aufgeregt über das 630-Mark-Gesetz der Bundesregierung, das mit den Worten "Gut gemeint, aber voll daneben" noch recht wohlwollend beurteilt wurde?
Nichts Genaues weiß man nicht - da lässt es sich trefflich spekulieren. So über die Neuregelung der 630-Mark-Jobs, die seit dem 1.
Eine Übernahme und Zerschlagung der Berliner Elektro Holding (BEH) durch einen neuen Großaktionär scheint vorerst vom Tisch zu sein. Die französische Bank Société Générale habe den BEH-Vorstand informiert, "dass eine feindliche Übernahme nicht in Erwägung gezogen wird und auch nie in Erwägung gezogen wurde", sagte BEH-Vorstandschef Reinhold Heibel dem Tagesspiegel am Mittwoch.
Der Philosoph Jürgen Habermas hat sich erstmals öffentlich zu den Vorwürfen des Philosophen Peter Sloterdijk und dessen umstrittenem Vortrag über Chancen und Gefahren der Gentechnik geäußert. In einem Leserbrief an "Die Zeit" wehrt sich Habermas mit mehreren "Richtigstellungen" gegen Sloterdijks Behauptung, er habe bei Journalisten Alarmartikel in Auftrag gegeben.