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Für die einen mag es der ersehnte Marthaler / Viebrock-Effekt gewesen sein: Sehr schlecht angezogene Menschen stehen in einem herzzerreißend scheußlichen Ambiente herum (eine Art Gaststätte mit großem Bett und fünf Klavieren), drücken sich die Nasen an schimmeligen Wänden platt, halten mit zerrupften Auerhähnen Zwiesprache, krabbeln unter staubige Teppiche und stehen gerne mal auf dem Kopf. Dieses Publikum bekam in der Arena Treptow, was es wollte, schlug sich bei Auerhähnen und Teppichen feixend auf die Schenkel, honorierte jedes Kopfstehen mit Grölen - ganz gleich, welche Musik dazu gerade spielte und ob Franz Schuberts "Schöne Müllerin", dieses Stationendrama eines tödlichen Liebeswahns, nun zum theatertrefflichen Amüsement einlädt oder nicht.

"Bei allem Respekt," knurrte der Star-Diplomat Richard Holbrooke, "in Washington hört solchen Debatten niemand zu." Völkerrecht und Völkermord, Recht und Gerechtigkeit im Krieg, Vorbeugung und Verfolgung von Kriegsverbrechen im Zeitalter der amerikanischen "Hypermacht" waren die Themen einer Konferenz an der New Yorker University.

Von Matthias Meisner Der Genosse nahm kein Blatt vor den Mund. Bernd Rump, bei der sächsischen Landtagsfraktion Berater für Strategie, wählte provozierende Worte: Seine Partei zeichne sich durch unklare Politik und sich widersprechende Botschaften aus, kritisierte er in einem dreiseitigen Papier.

Von Thorsten Metzner Die Hiobsbotschaft aus Brandenburg passt zur allgemeinen Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft: Der Cargolifter stürzt ab. Seine Bruchlandung ist wohl kaum noch aufzuhalten, da dem Luftschiffbauer - so behauptet er selbst - schon in Kürze das Geld ausgeht.

Volker Jung, ist seit 1999 Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Im Vorstand der Siemens AG verantwortet der 62-jährige Ingenieur den Bereich Telekommunikationsnetze, die Handy-Produktion sowie die IT-Dienstleistungen.

BERLINER CHRONIK Nach zehn Jahren intensiver Arbeit mit alkoholkranken Patienten waren sich die Mitarbeiter des sozial-medizinischen Dienstes der „Landesstelle gegen die Suchtgefahren“ gestern einig: Die Zahl der von ihnen betreuten Alkoholkranken wird ständig größer, der Anteil der Frauen und Jugendlichen nimmt zu, und die Probleme, mit denen sich diese Patientengruppe in der Gesellschaft auseinander setzen muß, sind trotz aller Bemühungen nicht kleiner geworden. Die jüngsten Alkoholkranken, die betreut und behandelt worden sind, waren 20 Jahre alt.

Von Alfons Frese Auf in den Kampf ziehen nun auch die Metaller in Berlin und Brandenburg. Jedenfalls ein Teil von ihnen.

Betrifft: „Die Selbstgerechten“ im Tagesspiegel vom 21. April 2002 Ihr Artikel ist fair und trifft den Kern des Verständnisses für die Probleme zwischen Israelis und Palästinensern.

Von Helen Ruwald Berlin. Es war nichts abgesprochen und nichts eingeübt, und dennoch waren die Hand- und Beinbewegungen der beiden Herren erstaunlich synchron.

AUSGEBREMST Christian Hönicke über die verpasste Chance des Michael Schumacher Nachdem Michael Schumacher im vergangenen Jahr seinen vierten WM-Titel geholt und dabei fast alle wichtigen Formel-1-Rekorde gebrochen hatte, wurde er gefragt, was ihn denn jetzt noch am Rennsport reizen würde. Die Rad-an-Rad-Duelle, hatte er geantwortet, der Nervenkitzel, der Kampf Mann gegen Mann.

Der Gründer des angeschlagenen Medienunternehmens EM.TV Thomas Haffa und sein Bruder Florian müssen sich voraussichtlich im Herbst wegen Kursbetrugs vor dem Münchner Landgericht verantworten.

VON TAG ZU TAG Von David Ensikat Irgendwann müssen sich ein paar Preisträger auf dem Marx-Engels-Platz verirrt haben. Das war wohl der Grund, weshalb die Partei- und Staatsführung der DDR an Tagen der Nationalpreisverleihung einen Buspendelverkehr zwischen Palast der Republik und Staatsratsgebäude einrichten ließ.

Dem Beispiel der Gewerkschaften in Italien, Frankreich und Großbritannien folgend hat die IG Metall eine Streikwelle gestartet, um ihre Forderungen nach 6,5 Prozent Lohnzuwachs für 3,6 Millionen Arbeitnehmer durchzusetzen. Forderungen, die zeigen, wie sehr die Gewerkschaften auch in Deutschland von der ökonomischen Realität im globalen Markt abgekoppelt sind.

Betrifft: „Eine deutsche Tragödie“ im Tagesspiegel vom April 2002 Zwei Meinungen kann man in diesem sehr beachtenswerten Kommentar nicht unwidersprochen lassen: „Die Schule hat die Familie im Stich gelassen“ und „Es kann nicht sein, dass eine Schule einen Schüler rauswirft und diese Angelegenheit nicht vorher mit den Eltern bespricht“. Ich kenne die Rechtsverhältnisse in England nicht; in Berlin jedoch gilt: Wenn ein Schüler volljährig ist, darf die Schule aus datenrechtlichen Gründen den Eltern keine Auskunft geben.

Der Taxifahrer sagt "Nagano", als er vernimmt, dass nicht die Philharmoniker gespielt haben. Mit dem Namen des Chefdirigenten und seiner vehementen Persönlichkeit ist es dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gelungen, in der Öffentlichkeit neue Ausstrahlung zu gewinnen.

Von Sybill Mahlke

Mal ehrlich: Auch Sie rechnen sicher immer noch um. An der Kasse im Supermarkt wird die verlangte Summe in Euro kurz mit zwei multipliziert, um überhaupt zu wissen, was der ganze Einkauf eigentlich wirklich gekostet hat.

Betrifft: Die Mai-Krawalle in Berlin Glaubt man den Nachrichten, so waren „Event suchende Jugendliche“ die wesentliche Akteure bei den diesjährigen Mai-Krawallen. Im Fall des „Erfurter Amoklaufs“ haben völlig zu Recht die Alarmglocken bei Politik und Gesellschaft geläutet.

Vier Tage lang war Berlins Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit in der vergangenen Woche in Warschau zu Gast. Er besuchte die „Berlin-Tage“ in der polnischen Haupstadt und nahm als Reisebegleiter zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft mit.

Von Esther Kogelboom Es ist noch reichlich Platz auf den Tribünen des Center Court, als das German-Open-Finale beginnt. Trotzdem – es war wohl nicht nur die von Turnierdirektor Eberhard Wensky viel beschworene familiäre Turnier-Atmosphäre, sondern auch die starke Präsenz der Amerikanerin Serena Williams, die die Zuschauer auf die malerisch gelegene Tennis-Anlage des LTTC Rot-Weiß gelockt hat.

Von Christoph Kieslich Winden. Mehr denn je wird das Champions-League-Finale am Mittwoch zu einer Angelegenheit von übergeordneter Bedeutung werden.

Von Anja Kühne Was unter den Waschmitteln die „Megapearls" darstellen, sind unter den Studiengängen die internationalen Doppeldiplome: Sie locken die Kundschaft, nämlich die Studenten, mit ihrer besonders großen Kraft, die gleichwohl in eine schlanke Packung passt. Denn die Absolventen bekommen für nur ein Studium gleich zwei Urkunden überreicht.

Den ersten Schritt in Richtung Moskau hat die Nato schon vor fünf Jahren gemacht. Doch zufrieden war Moskau mit dem neuen Nato-Russland-Rat nicht: Russland sah sich von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen.

Von Andreas Frost, Schwerin Mit einer Ohrfeige hat der Schweriner Staatsanwalt Wulf Kollorz am kommenden Donnerstag zu rechnen. Dann wird ihm der Rechtsausschuss des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern mit einem Rechtsgutachten voraussichtlich darlegen, warum sein – den Parlamentariern fraktionsübergreifend als unverschämt erscheinendes – Vorgehen gegen SPD- und CDU-Abgeordnete juristisch unhaltbar sei.

Vater- und Muttertag sind vorüber. Endlich rücken die kinderlosen Beziehungen zurück ins Blickfeld: Gelegentlich schnackelt es, gefolgt von heftigem Schnackseln, und dann steht wieder ein Prominenter dumm herum, diesmal Jens Riewa, der Tagesschau-Sprecher.

Jeder zweite Vorstand der führenden deutschen Industrieunternehmen hat 2001 trotz Börsenflaute und Ertragsminus seine Bezüge erhöht. Nach einer Auswertung der Geschäftsberichte kassierte jeder zweite Manager aus den Vorstandsriegen der 30 Dax-Unternehmen mehr Geld als im Vorjahr, obwohl nicht nur die Kurse vieler Unternehmen in die Knie gingen.

Ingrid Kurz-Scherf (52), Expertin für Arbeits- Sozial- und Tarifpolitik und früher unter anderem für den Deutschen Gewerkschaftsbund tätig, ist Professorin am Institut Politikwissenschaften der Uni Marburg, Fachgebiet Politik und Geschlechterverhältnis. Immer mehr Frauen entscheiden sich für ihren Beruf und gegen Kinder.

POSITIONEN Die Konfrontation zwischen Israelis und Palästinensern reicht weit in das letzte Jahrhundert zurück. In den 90er Jahren ließen die in Oslo getroffenen und – wie sich heute zeigt, zu früh – mit dem Friedensnobelpreis gewürdigten Vereinbarungen die Hoffnung keimen, es könne schließlich doch zu einem dauerhaften Frieden zwischen beiden Völkern kommen.

Wenn der Kongreßabgeordnete Jeff Flake sich das US-Handelsembargo gegen Kuba anschaut, dann sieht er Fidel Castro "sich jede Nacht in den Schlaf lachen". Der kubanische Staatschef hat nicht nur die letzten acht US-Präsidenten überdauert, die das Embargo aufrechterhalten haben; es muss ihm auch Freude machen, zu sehen, wie das Finanzministerium Amerikaner zur Strecke bringt, die das Reiseverbot nach Kuba missachtet haben, wie kürzlich den Sohn eines Missionars, der eine eintägige Stippvisite nach Kuba gemacht hatte, um die Asche seines Vaters neben seiner alten Kirche zu verstreuen.

SONNTAGS UM ZEHN „Lobet den Herren“ singt die Marienkantorei zur Eröffnung des Gottesdienstes – a cappella. Noch schweigt die neue Orgel, die auf der Empore hinten an der Westwand der Marienkirche am Alexanderplatz schon für all jene zu bestaunen ist, die sich bereits vor einer Stunde die besten Plätze gesichert haben.

Sadek spielt alles, was die Saiten seiner Luftgitarre hergeben. Dazu führt er einen wilden Tanz auf, schüttelt sein langes Haar und hüpft zum Refrain in die Luft.

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