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Wer gerne Zeitung liest - drei Gazetten täglich sollten das Minium sein -, kommt bei Ludwig Börnes (1786-1837) Korrespondenz voll auf seine Kosten. Das genau ist auch die Intention des Autors: Er schreibt Briefe mit dem Hintergedanken, sein Credo zu einem späteren Zeitpunkt in modifizierter Form unter die Leute zu bringen.

Als sich John Locke im ausgehenden 17. Jahrhundert mit den komplizierten Problemen idealer Herrschaftsformen beschäftigte, und trotz seiner wortreichen Verdammung von Willkür schließlich doch zu dem Ergebnis kam, dass es "irgendwo eine Herrschaft" geben müsse "und diese fällt naturgemäß dem Manne als dem fähigeren und stärkeren Teil zu", ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten.

Wie durch ein Wunder hat das Manuskript von Paul Kornfelds Hauptwerk "Blanche oder Das Atelier im Garten" den Krieg und die Auslöschung seines Autors, der 1942 in das Konzentrationslager Lodz kam, wo er ermordet wurde, überstanden. Das Buch des Dramaturgen und Dramatikers, der 1933 aus Berlin nach Prag emigrierte, ist die Geschichte der einzigen Tochter eines Anwalts, die in den zwanziger Jahren aus der Gesellschaft in eine Welt der Träume und der Phantasien zu flüchten sucht: sie hat (ihre Eltern sind verarmt) sich auf nicht ganz korrekte Weise ein Gartenhaus erworben, in das sie sich flüchtet, das sie nach ihrem Geschmack einrichtet, wo sie Briefe an einen erträumten und erdachten Geliebten schreibt, und als Malerin dilettiert.

Im Kampf gegen den Rechtsextremismus hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gefordert, Neonazi-Aufmärsche kategorisch zu verbieten. "Ich kann nur an die Verwaltungsgerichte appellieren, mit aller Entschiedenheit Aufmärsche, Demonstrationen und Versammlungen rechtsextremistischer und fremdenfeindlicher Gruppierungen zu verbieten", sagte der GdP-Vorsitzende Norbert Spinrath dem Kölner "Express".

Eigentum, Besitz, das staatlich garantierte Recht darauf - das gehörte vor gut fünfzigJahren noch zu den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Materiellen Wohlstand anzuhäufen, Autos, Staubsauger, Waschmaschinen, sich darüber als wohlhabender Konsument zu definieren, das wurde für die Gesellschaft der jungen Bundesrepublik zu einem wesentlichen Lebensinhalt.

Von Carsten Brönstrup

Ludwig Erhard gehört zu den ganz Großen der neueren deutschen Geschichte. Wie allen wirklich Großen widerfuhr ihm auch das Schicksal, dass heute jeder sein Erbe als "Gemeingut" für sich reklamieren und für beliebige Zwecke verwenden kann.

Was herauskommt, wenn europäischer Jugendstil auf die Arbeiterlyrik farbiger Südstaatendichter trifft, zeigen Alexander Zemlinskys Orchesterlieder Opus 20: "Brich, o Herz, in Dixieland" seufzt Michael Volle mit klangvoller Baritonstimme und träumt von "schwarbraunen Mädchen" - ein fahrender Geselle zwischen Baumwollfeldern. Bis in die USA trieb Zemlinsky seine Seelen- und Stilsuche: Während in den schillernden Märchenerzählungen der Jahrhundertwende die Vorbilder Wagner und Mahler hörbar sind, besitzen die Maeterlinck-Gesänge von 1910 eine elegante Linearität ganz im Geiste der Wiener Jugendstil-Architektur.

Bewundernswert, wie die SPD das jetzt hinfingert. Während die CDU-Oberen unkoordiniert aufeinander eindreschen, folgt das sozialdemokratische Sommerloch-Szenario einem klaren Plan.

Wie sie es auch machen, es ist immer falsch. Da hatten Italiens Sportler jahrelang der Zeit getrotzt und sich als Hort konservativer, möglichst keuscher Ideologien gesehen, und ernteten dafür Hohn und Spott.

Von Werner Raith

Boris Becker und Berti Vogts arbeiten in der kommenden Champions-League-Saison als TV-Experten für RTL. Der Sender stellte den für zunächst ein Jahr verpflichteten Tennis-Star und den früheren DFB-Bundestrainer am Freitag als neue Mitarbeiter vor.

Das Bundeskabinett hat im Januar dieses Jahres die Rüstungsexport-Richtlinien von 1982 verschärft. Sie sollen zu einer restriktiveren Praxis von Waffenverkäufen in Nicht-Nato-Staaten führen.

Am kommenden Montag wird vor allem die Vernehmung des früheren Partei- und Fraktionschefs der CDU, Wolfgang Schäuble, und der ehemaligen Fraktionsgeschäftsführerin und CDU-Schatzmeisterin, Brigitte Baumeister, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Die zwei aus Baden-Württemberg, die eng zusammengearbeitet haben, sollen vor dem Spendenuntersuchungsausschuss aussagen.

Erneut sorgt ein geplanter Rüstungsexport in die Türkei für Unruhe in der rot-grünen Regierungskoalition. Während Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) die Lieferung von Teilen für eine Munitionsfabrik verteidigten, äußerten grüne Abgeordnete heftige Kritik.

Der neue Vorwurf gegen Altkanzler Helmut Kohl, er habe 1982 veranlasst, sechs Millionen Mark der Unions-Bundestagsfraktion an die Partei zu leiten, sollen am kommenden Montag im Spenden-Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Sprache kommen. Der SPD-Obmann im Ausschuss, Frank Hofmann, sagte dem Tagesspiegel am Freitag, natürlich werde das eine Rolle spielen.

Nach der Sitzung des ZDF-Verwaltungsrats am Freitag können Intendant Dieter Stolte und Chefredakteur Nikolaus Brender ihre Personalpläne nun umsetzen. Demnach wird wie erwartet Bodo Hauser, 54, nach der Einstellung des Magazins "Frontal" zum 1.

Wer kämpft, riskiert zu verlieren - wer nicht kämpft, hat schon verloren: Mit dieser Erkenntnis haben sich die Grünen immer wieder Mut gemacht. Dabei verhält es sich bei dem neuesten Streit um die Lieferung einer Munitionsfabrik an die Türkei genau anders herum, als die Spruchweisheit es will: Je mehr die Grünen kämpfen, desto deutlicher wird ihre Niederlage.

Von Christoph von Marschall

Willi Lemke, der ehemalige Manager von Werder Bremen, der es inzwischen zum Senator in der Hansestadt gebracht hat, nannte sie einmal abschätzend "Geldgier 14". Gemeint waren die 14 europäischen Spitzenklubs, die sich 1998 zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben.

Die Finanznöte Berlins werden nach Einschätzung der PDS im nächsten Jahr dazu führen, dass sich die Regierungsparteien CDU und SPD heftig über den Verkauf einer weiteren Wohnungsbaugesellschaft oder von Anteilen an mehreren städtischen Wohnungsunternehmen streiten. Um den Landeshaushalt 2001 ausgleichen zu können, will Finanzsenator Peter Kurth die Wohnungsbaugesellschaft GSW, den Großmarkt, die Hafengesellschaft BEHALA, die Feuersozietät Berlin - Brandenburg und jede Menge landeseigene Grundstücke verkaufen.