Kurz hinter Angermünde bricht der Aufschwung Ost scheinbar urplötzlich ab. Nur eine schmale Straße führt in Richtung Oder.
Alle Tagesspiegel-Artikel vom 22.09.2000 – Seite 3
Es gibt in Berlin mehr und mehr Agenturen, die sich darum kümmern, dass Gastgeber es nicht zu schwer haben. Wer eine Party geben möchte mit sagen wir 2000 besonders netten (wahlweise reichen, berühmten, oder schönen) Gästen, aber nicht weiß, wen er einladen soll und auch nicht weiß, wohin er einladen soll, und schon gar keine Ahnung hat, was es alles zu essen geben soll oder zu trinken und wie die Dekorationen aussehen sollen etc.
Nach 1989 hat sich die Macht in der Welt verschoben, und zwar in eine Richtung: USA. Im Golfkrieg, in Bosnien, in Kosovo, immer das gleiche Bild.
Die Bundesregierung will mit einer Entfernungspauschale und einem Heizkosten-Zuschuss die Folgen der Ölpreis-Krise abfedern. Weitere Entlastungen lehnte sie am Freitag ab.
Zur Erinnerung an den 2000. Geburtstag von Jesus Christus soll am heutigen Sonnabend ein "Corso" mit Bibel- und Infomobilen durch die Bundeshauptstadt rollen.
Das Tauziehen um die Ökosteuer ist nach Auffassung von BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel ein Beleg für den mangelnden Reformwillen von Rot-Grün. Der Ruf der rot-grünen Bundesregierung sei besser als ihre Politik, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am Freitag in Berlin zur Halbzeitbilanz des Kabinetts.
Nordirlands Regierungschef David Trimble hat eine empfindliche politische Ohrfeige erhalten: In der Nacht zum Freitag verlor seine "Ulster Unionist Party" (UUP) den Unterhaussitz im Wahlkreis Süd-Antrim, wo man einst spottete, die Stimmzettel für den UUP-Kandidaten würden gewogen statt gezählt, derart erdrückend war seine Übermacht. Die Mehrheit der protestantischen Wählerschaft hat sich damit gegen den politischen Neubeginn in Nordirland gewandt, Trimbles Stellung an der Spitze seiner Partei erscheint einmal mehr gefährdet.
Die Opfer des U-Boot-Untergangs in der Barentssee werden möglicherweise erst im kommenden Jahr geborgen. Russland und Norwegen hätten die Unterzeichnung eines Abkommens über die Totenbergung auf unbestimmte Zeit verschoben, teilten beide Seiten mit.
"Freiheit, Freiheit"-Rufe sind zu hören. Applaus.
Harry Potter und kein Ende. Im Gegenteil, es scheint erst richtig los zu gehen, und am kommenden Montag macht er in Steglitz Station.
Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren dürfen wieder Atomtransporte zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich rollen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hat acht Transporte aus den Kraftwerken Stade, Biblis und Philippsburg bis zum Jahresende genehmigt.
Das Geiseldrama im südrussischen Badeort Sotschi ist am Freitag unblutig zu Ende gegangen. Die vier bewaffneten Entführer ließen am Freitagmorgen zwei Menschen, die sie noch in ihrer Gewalt hatten, frei und stellten sich anschließend der Polizei, wie die Sicherheitskräfte mitteilten.
Am Sonntag veranstaltet der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) ein Symposium zum Thema "Fremdenfeindlichkeit". Daran nehmen auch die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, Regierungssprecher Karsten Heye und Berlins Innensenator Werthebach teil.
Die Polizei hat eine 41-köpfige Bande mutmaßlicher Versicherungsbetrüger zerschlagen. Die Verdächtigen sollen in mindestens 28 Fällen Verkehrsunfälle fingiert haben, um von Versicherungen knapp eine Million Mark zu bekommen.
Despotendämmerung nun auch in Serbien. Bei den Wählerversammlungen, in den Umfragen deutet alles auf einen klaren Sieg des Oppositionskandidaten Vojislav Kostunica am Sonntag hin.
Eine Auswahl unter einem guten Dutzend Demos: Um 15 Uhr ziehen 1000 (Kampf-)hundbesitzer vom Wittenbergplatz durch die westliche City, Motto: "Hundstage". Die IG Metall ruft auf zu "Her mit dem schönen Leben".
Zu einem politischen Schlagabtausch wächst sich die Debatte um den zunehmenden Antisemitismus in Italien aus. Längst ist der eigentliche Vorgang, der jüngste Angriff dreier Skinheads auf einen Religionslehrer jüdischer Herkunft in Verona, in den Hintergrund gerückt: im Zentrum der Polemiken stehen inzwischen vor allem einige rechtsgerichtete Politiker und auch religiöse Kreise, die in ihren Kommentaren wenig Sensibilität gezeigt hatten.
Deutschland und Italien wollen gemeinsam gegen rechtsextremistische Umtriebe vorgehen. Dies haben Bundeskanzler Gerhard Schröder und Italiens Ministerpräsident Giuliano Amato am Freitag zum Abschluss ihrer Konsultationen in Berlin vereinbart.
Der Mann hat neues Selbstbewusstsein, neuen Mumm und neuen Mut. "Ich bin jetzt eine Gefahr für jeden, der hier im Turnier ist", sagte Thomas Haas, als er am Freitag durch einen hart erkämpften 4:6, 6:4, 6:2-Sieg über den Schweden Andreas Vinciguerra ins Achtelfinale des olympischen Tennisturniers eingezogen war.
Nach dem Anschlag auf die britische Geheimdienstzentrale befürchtet die Polizei eine neue Welle von Terroranschlägen von ehemaligen IRA-Mitgliedern, die sich nach der Ausrufung des Waffenstillstands von der Organisation losgesagt haben. Am Freitagnachmittag unterbrach eine codierte Bombenwarnung den Jahresparteitag der schottischen Nationalistenpartei.
Es ist eine gespenstische Szene. "Eta - töte sie", ruft die Horde.
Früher, wenn "die Zigeuner" kamen, warnte man die Leute, sie sollten die Wäsche von der Leine nehmen, und Türen wie Fenster dicht machen. In Prag warnen die Behörden jetzt ebenso vor den Politnomaden der Postmoderne: Die Zivilgesellschaft macht hier mobil.
Für den italienischen Automobilhersteller Fiat haben Analysten zurzeit nicht besonders viel übrig: ABN Amro hält die Aktie für "überbewertet", West/LB Panmure sowie Merck Finck & Co stufen Fiat als "Underperformer" ein. Der Grund dafür liegt im Autobereich.
Ian Kershaw ist Autor einer umfassenden Biografie Adolf Hitlers, deren zweiter Band soeben erschienen ist ("Hitler 1936-1945", Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart). Der 1943 geborene Wissenschaftler ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Sheffield.
Elektronische Bücher und erstmals auch Comics sollen auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse neue Akzente setzen. Angemeldet haben sich insgesamt 6791 Ausstelleraus 106 Ländern, ein Prozent mehr als 1999.
Er gilt als einer der führenden Hypnose-Spezialisten. Burkhard Peter, 51, Diplom-Psychologe und Psychologischer Therapeut in München, sitzt im Vorstand der "International Society of Hypnosis".
Deutschlands letzter Leuchtturmwärter ist schon lange in Pension. Auch anderswo in der Welt ist das so.
Alte Leute erzählen immer die gleichen langweiligen Geschichten, denkt David, als er sich in der Schule zur Freiwilligengruppe "Adoption alter Menschen" meldet: Schließlich bleiben ihnen nur die Erinnerungen an das, was sie einmal getan haben. Doch als er regelmäßig den alten Herrn Rosental im Seniorenheim besucht, wird er rasch eines Besseren belehrt.
Korruption und Chaos, Mafiosi und Mörder, Waffen- und Drogenhandel: Vor diesem Hintergrund siedelte Andrej Kurkow seinen hoch gelobten Roman "Picknick auf dem Eis" an, eine gallige Satire auf die Dekadenz und Brutalität der postsowjetischen Gesellschaft, mit der Kurkow 1999 im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Viktor, der moralisch zweifelhafte Held dieses düsteren Buches, entzieht sich der ukrainischen Tristesse durch die Flucht aus Kiew.
Niedrigere Preise für Telekommunikations-Mietleitungen hat EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti am Freitag in Brüssel gefordert. Bei einer Anhörung von Telefongesellschaften, Internet-Providern und großen Geschäftskunden, die normalerweise Leitungen anmieten, legte Monti auch erste Ergebnisse einer Untersuchung seiner Behörde über die Preise in den verschiedenen Mitgliedstaaten vor.
In der Nacht füttert Jokubas Josade den Ofen mit seinen Tagebüchern und Büchern, und am Morgen leert er selbst die Ascheimer, aus Angst, das Hausmädchen könnte dem verbrannten Papier auf die Spur kommen. Das macht er so lange, bis all die jüdischen Autoren, die gerade wieder einmal von Stalin als Zionisten und Kosmopoliten durchs Land gejagt werden, aus seiner Bibliothek verschwunden sind.
Das ist schon ein befremdlicher und programmatischer Titel, den Michel Houellebecqs 1998 erschienener Roman trägt: "Ausweitung der Kampfzone". Und "Kampfzone" ist für den jungen Informatiker, der bei einer Pariser Software-Firma arbeitet, alles.
"Und wenn die Zeit kommt, werde ich die Tarnkleider meines Endes anziehen:/ Weiß der Wolken, viel Blau des Himmels/ Und Sterne ohne Zahl." Mit dieser unauffälligen Hommage an die Flagge der Heimat Israel endet ein Gedicht Jehuda Amichais, in dem er eine durchaus zwiespältige Bilanz seiner jungen Jahren zieht ("Was habe ich in den Kriegen gelernt").
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist in den vergangenen Jahren teilweise scharf von den Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kritisiert worden: Die Politik sei verfehlt, Auflagen, unter denen er Kredite vergebe, seien zu hart, lautet der Vorwurf.Aufgaben des IWF: Der Fonds soll Ländern, die in Zahlungsbilanzschwierigkeiten geraten sind, mit Krediten unter die Arme greifen.
Vor dem Hintergrund hoher Ölpreise und trüber Branchenperspektiven öffnet an diesem Sonnabend in Frankfurt die 58. Internationale Automobil-Ausstellung Nutzfahrzeuge.
"Anarchie in der Galerie" steht auf einem Gemälde von Jörg Immendorff geschrieben, das Ketterer bei seiner Auktion zeitgenössischer Kunst pünktlich zum "art forum" am 29. September am Pariser Platz versteigert.
Die neuen Modelle der schweren Lkw präsentiere MAN gerade im richtigen Augenblick, meint Ulrich Scholz, Analyst bei der DG Bank in Frankfurt. Denn der Absatz in Westeuropa werde sich in den nächsten zwei Jahren "auf hohem Niveau" eintrüben.
Der schwedische Lkw-Anbieter Volvo hat ein turbulentes Jahr hinter sich: Die Übernahme von Scania scheiterte am Einspruch der EU-Kommission. Doch der Konzern fand mit der Lkw-Sparte von Renault schnell Ersatz, der auch vor der Europäischen Kommission bestehen konnte.
Opel und Renault werden 2001 einen gemeinsam entwickelten Transporter in Europa auf den Markt bringen. Gebaut wird das leichte Nutzfahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht zwischen zwei und 2,8 Tonnen von der britischen General Motors-Tochter IBC Vehicles in Luton.
Die Junggaleristin Giti Nourbakhsch war kaum vom Prenzlauer Berg nach Mitte an den Rosenthaler Platz gezogen, die Farbe an den Wänden gerade getrocknet, da tobte auch schon die Berliner Kunstszene über ihren neugelegten und kaum gehärteten Teerboden. Teerfußboden mit dem Monza-Drive gibt es sonst nur an den alleredelsten Adressen.
Die Stützungskäufe der Notenbanken haben dem Euro nicht viel genützt: Zwar bescherte die Intervention der Währung zeitweilig Kursgewinne. Der Euro nahm um mehr als vier US-Cents auf über 0,90 Dollar zu, die Europäische Zentralbank EZB legte den Referenzkurs schließlich mit 0,8890 Dollar fest.
Selten seit Apollinaires "Gefolge des Orpheus" sind Tiere so bedichtet worden wie in Jürgen Theobaldys neuem Band "Immer wieder alles". Aber es ist ein hinterlistiges Bestiarium, das der in Bern lebende Lyriker uns da offenbart.
Die Krankenkassen haben Überkapazitäten und Fehlbelegungen in den Krankenhäusern den Kampf angesagt. Aufenthalte im Hospital seien oft medizinisch nicht notwendig, zu lang oder könnten ambulant durchgeführt werden, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände er Kassen am Freitag in Siegburg.
Zu einem "Tag der offenen Tür" lädt am heutigen Samstag das Abgeordnetenhaus ein. Von 10 bis 18 Uhr können sich die Besucher im ehemaligen Preußischen Landtag einen Überblick über die Arbeit des Parlaments verschaffen und mit Abgeordneten ins Gespräch kommen.
Livia, zehn Jahre, aus Brüssel in BelgienWas machst du am liebsten?Lesen, Briefe schreiben und mich mit Freunden treffen.
Wer gedacht hat, die aktuelle Empörung über die rechte Gewalt habe vor allem zum Füllen des medialen Sommerlochs gedient, ist längst eines Besseren belehrt worden. Ob der Streit um die NPD nun das Verfassungsgericht erreicht oder nicht: Zu einer Verharmlosung rechter Gewalt wird es wohl so schnell nicht wieder kommen.
Es gibt Entscheidungen, die sind ökologisch, ökonomisch und sozial ziemlich daneben, aber politisch trotzdem unausweichlich. Die von der Regierung jetzt beschlossene Anhebung der Kilometerpauschale ist so ein Fall.
Zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen in Jugoslawien hat Nato-Generalsekretär George Robertson den amtierenden Staatschef Slobodan Milosevic vor Wahlbetrug gewarnt. Sollte Milosevic den Volkswillen missachten, wäre dies "eine Tragödie für Europa", sagte Robertson am Freitag in Berlin.