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Mit blutüberströmtem Gesicht kauert ein Zehnjähriger auf einer Trage und versucht, sein Schluchzen zu unterdrücken. Ungläubig starrt er auf die Lichtung im gleißenden Scheinwerferlicht: Inmitten von Ästen und den Überresten eines Zeltdachs liegt der gewaltige Stamm einer Platane.

Seit 1979 schmückt das von den Landschaftsarchitekten Daniel Sprenger und Marc Pouzol begründete Projekt mal diese, mal jene Ecke Berlins: "Temporäre Gärten" rücken mit Installationen und Inszenierungen sonst eher unspektakuläre Orte zeitweilig in den öffentlichen Blick - dieses Jahr, im Rahmen des Kulturfestivals "48 Stunden Neukölln", die Gegend um die Karl-Marx-Straße. Da steht eine scheinbar funktionslose Maschine, die unvermittelt Blüten spuckt, und Schwänze geschlachteter Rinder baumeln in der Luft.

Der Arbeitsplatz des Motorrad-Rennfahrers Klaus Nöhles ist einer der begehrtesten in der 250er-Weltmeisterschaft. Ein riesiger, mit allen Extras versehener Truck kutschiert alle zwei Wochen die Aprilia des 24-jährigen Deutschen quer durch Europa zu den Rennen.

Mit einem hochkarätigen und stimmungsvollen Golden-League-Meeting hat Paris noch einmal seine Ambitionen auf die Olympischen Spiele 2008 untermauert. Auf der zweiten Station der Leichtathletik-Serie gab es vor 55 000 Zuschauern im Stade de France sechs Weltjahresbestleistungen, darunter die 10,84 Sekunden der dreifachen Olympiasiegerin Marion Jones über 100 m.

Hugo Häring gehört zu den fast vergessenen Architekten der klassischen Moderne in Deutschland. Unter dem Titel "Architektur Wenden" bietet jetzt eine umfangreiche Werkschau in der Berliner Akademie der Künste die Chance, Häring neu zu entdecken.

In der Sekunde des Sieges riss sich Claudia Müller ihr Trikot mit der Nummer zwölf kurz über den Kopf, sodass vor den tobenden Fans im Ulmer Donaustadion und den Fernsehzuschauern für einen Moment ihr BH im Blickpunkt war. Deutschlands Fußballerinnen waren Europameister, Müller hatte in der 98.

Tim Henman gab es in Wimbledon gestern nur kurz zu sehen, dafür umso länger eine Blasmusikkapelle. Die "Welsh Guards" spielten zuerst auf dem Centre Court, dann erst ein wenig Tim Henman gegen Goran Ivanisevic.

Spannender als die Parlamentswahl finden die britischen Medien den Kampf um die Führung der Tory Party. Das Auswahlverfahren wird ihnen über das Sommerloch hinweghelfen.

Von Matthias Thibaut

Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor ist sanierungsreif. Reinhard Müller, Vorstandsmitglied der privaten Stiftung Denkmalschutz Berlin, sprach am Sonnabend von rund einer halben Million Mark, die für Schäden an der Victoria und dem Vierergespann ausgegeben werden müssten.

Der Verein "Deutsch-Afrikanische Brücke" veranstaltet um 12 Uhr in Kreuzberg eine Kundgebung "Miteinander Leben im Kiez". 3000 Personen werden vom Veranstalter erwartet an der Hagelberger Straße, Ecke Mehringdamm.

Von Jörn Hasselmann

Eine Honigschleuder bedienen, die Bienenkönigin mit ihrem Hofstaat unter Glas beobachten und Nisthilfen kennen lernen können die Besucher an diesem Sonntag beim Imkertag am Forsthaus Tegelsee. Berliner Bienen sind sanftmütig, sie stechen nicht, wenn sie sich nicht angegriffen fühlen.

Von Rainer W. During

Dass die Grünen-Wirtschaftssenatorin Juliane Freifrau von Friesen parteilose Juristin, aber keine Volljuristin ist, stört den Landesvorstand nicht. Und dass Freifrau von Friesen beim zweiten Anlauf zum Bestehen ihres zweiten Staatsexamen "geschummelt" haben könnte und eine Klage vor dem Verwaltungsgericht verloren hatte, beurteilen die Grünen als "Jugendsünde".

Von seinen Kompetenzen macht der amtierende Bundeskanzler bekanntlich gern Gebrauch. Mit der Kraft, die aus dem Grundgesetz kommt, stoppt er zum Beispiel radikal Debatten, die ihm gegen den Strich gehen: "Basta!

Von Hans Monath

Die Mitarbeiter der Berliner Web-Agentur Aperto staunten nicht schlecht. Als sie in der vergangenen Woche ihre Büros in der New-Economy-Meile Chausseestraße betreten wollten, standen sie vor verschlossenen Türen.

Im Senat der Großen Koalition war Klaus Böger der zweite Mann nach Eberhard Diepgen. Der Bürgermeister und Schulsenator war die Stimme des kleineren Koalitionspartners SPD.

Von Brigitte Grunert

Die überraschende Wiederansetzung der zunächst abgesagten Fußball-Südamerikameisterschaft "Copa America" in Kolumbien hat zu heftigen Protesten von Bayern München und Bayer Leverkusen geführt. Während Bayern seinen Brasilianer Giovane Elber und Neuverpflichtung Claudio Pizarro aus Peru kurzerhand für das Turnier vom 11.

So schnell ändern sich die Zeiten: Das "goldene Zeitalter", das Portugals sozialistische Führung zur Eröffnung der Weltausstellung 1998 in Lissabon ausrief, ist schon wieder vorbei. Nun ist Krise angesagt.

In Stockholm ist der Nahverkehr nach dem Wechsel der Betreiber zwar für den Steuerzahler billiger geworden, weil der Zuschussbedarf gesenkt wurde, doch die Fahrgäste müssen mehr bezahlen. Das Versprechen, die Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit und Freundlichkeit zu verbessern, hat die französische Connex-Gruppe des Vivendi-Konzerns nach der Übernahme der U-Bahn Mitte 1999 dagegen fast erfüllt.

Der 16-malige Italienische Fußball-Meister AC Mailand sucht weiterhin nach einem Abnehmer für seinen deutschen Nationalspieler Oliver Bierhoff. Nach Angaben von "Tuttosport" verhandelt Milan mit dem spanischen Erstliga-Aufsteiger FC Sevilla, der ein Angebot von zehn Millionen Mark für den deutschen Nationalmannschafts-Kapitän vorgelegt haben soll.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat am Samstag dementieren lassen, er wolle deutsche Zuschüsse an den Europarat streichen und so auf pauschale Kritik von dessen Rassismus-Kommission an der Situation der Ausländer in der Bundesrepublik reagieren. Schily halte die Einschätzung der Kommission über die Situation der Ausländer in Deutschland für "falsch und ungerecht", für "überzeichnet" sowie "nicht frei von Emotionen", berichtete das Hamburger Magazin "Der Spiegel".

Die Zeiten sind wirr, fürwahr. Männer waschen sich nicht mehr die Hände, von den Füßen wollen wir gar nicht erst anfangen; Frauen gehen über zum distanzierten "Hallo", um nur ja keinen Händedruck mehr austauschen zu müssen; Betriebsräte verlangen Kleenextücher neben Türklinken; Ärzte verzweifeln, weil es keine Einweghandschuhe mehr gibt; Kolumnistinnen wissen nicht mehr, welchem Dichter welches Zitat zuzuordnen ist - mea culpa, mea maxima culpa!

Die einen finden es preußisch-pickelhaubenstark, die anderen verweisen auf seine historische Authentizität - die Rede ist vom neuen Gitter, das jetzt rund um das Denkmal Friedrichs II. Unter den Linden aufgestellt wurde.

Nach dem Fall der Mauer schien alles möglich. In Nord-Irland und im Nahen Osten sollte Frieden ausbrechen, ein Weltstrafgericht sollte über verbindliche Normen wachen, in Kyoto versprachen die Industrienationen, die globale Erderwärmung zu bekämpfen, und mehr als 160 Staaten unterzeichneten einen Vertrag, in dem sie sich verpflichteten, keine Atomwaffentests durchzuführen.

Von Malte Lehming