Ein Bischof, der einer Bundesjustizministerin ein Ultimatum stellt und sich selbst damit praktisch über Recht und Gesetz stellt, ein – zugegeben – betagter Papstbruder, der hinter den Missbrauchsvorwürfen „Feindseligkeit der Kirche gegenüber“ und „ die bewusste Intention, schlecht über die Kirche zu reden“, vermutet: Auch nach Wochen mit immer neuen Nachrichten über menschenunwürdige Zustände in vielen kirchlichen Einrichtungen haben einige Kirchenmänner offenbar noch immer nicht begriffen, dass die Kirche über Jahrzehnte schwere Schuld auf sich geladen hat – moralisch wie juristisch. Gleichwohl: Die neuesten Enthüllungen über Missbrauchsfälle in einem hessischen Eliteinternat, das keine kirchliche Einrichtung ist, zeigen einmal mehr: Es wäre falsch, die Debatte auf den Umgang der Kirche mit Sexualität und Autorität zu verengen.